Das Alphabet.

Автор: Elisabeth Kasdorf

Ein Priester ging die Landstraße entlang,
da sah er auf dem Felde einen Jungen,
der auf den Knien um etwas innig bat,
leise und aufrichtig hat es geklungen.

Der Priester näherte sich und vernahm:
„A, B, C, D, E, F, G…“ und so weiter.
Der Mann ist überrascht und starrt ihn an.
„Ist das wohl ein Gebet?“ - dachte er heiter. 

 Von vorne fing der Junge wieder an
eifrig das Alphabet zu wiederholen.
Verwirrt und ratlos ist der alte Mann,
schaut auf den Jungen er dabei verstohlen…

Warum ist dieser arme Junge hier
und wiederholt die Buchstaben mit Tränen?
Warum hat er die Händchen ausgestreckt
und spricht das Alphabet so voller Sehnen?

Doch dann bemerkt das Kind den frommen Mann,
der näher kommt, um alles zu erfahren.
„Ich flehte Gott, den Herrn, um Hilfe an.
Blieb ohne Mutter auf der Welt vor Jahren.

Sie betete ja stets am morgen früh,
ich konnte ihre Worte nicht behalten.
Hab bei der Arbeit ich mich sehr bemüht,-
doch Schläge vom Besitzer stets erhalten…

Zu früher Stunde komme ich hierher.
Die Buchstaben - die kenne ich schon alle.
Ich wiederhol das Alphabet und Er,
fügt sie zusammen so, wie’s Ihm gefalle.“

Über des Jungen Glauben hoch erfreut,
umarmt er ihn, dann geht er fröhlich weiter.
Die Buchstaben erreichen schon den Thron!
Ein Kinderglaube kann dabei nicht scheitern!

Und wir? Wir schweigen, sind nicht wortgewandt,
und pressen unsre Lippen fest zusammen. 
Da man die rechten Worte ja nicht fand, - 
ist es uns peinlich und wir sind befangen…

Doch Gott weiß alles, unser Herz Er sieht,
beobachtet und kennt jeden Gedanken.
Des Babys Sprache unser Herr versteht,
weist unser Lallen auch nicht in die Schranken.

Und Gott, der Herr, macht daraus ein Gebet,
Er weiß genau, was wir Ihm sagen wollen.
Auch unsern kleinen Glauben Er versteht,
dass wir auf Seine Antwort warten sollen…

Übersetzt aus dem Russischen.
El. Kasdorf.  10.11.2024